Die Einschätzung von krimineller Gefährdung sowie die wirksame Planung von Interventionen zur Verhinderung zukünftiger strafbarer Handlungen verlangt ein Ineinandergreifen verschiedener Disziplinen und Perspektiven.
Diese Anliegen verkörpert auch das ZiK, das nunmehr seit zwei Jahren Teil der Initiative Angewandte Kriminologie (IAK) ist und mit der diesjährigen Arbeitstagung im Juli an der REWI Graz eine aktive Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung der Ziele der IAK wahrnahm.
Die Initiative Angewandte Kriminologie, die sich aus Mitgliedern des ZiF (Zentrum für interdisziplinäre Forensik an der Universität Mainz) und des ZiK (Hans Gross Zentrum für interdisziplinäre Kriminalwissenschaften an der Universität Graz) zusammensetzt, vertritt personenzentriertes kriminologisches Arbeiten. Herzstück der „Forensischen Kriminologie“ ist dabei die von Michael Bock aufbauend auf das wissenschaftliche Werk von Hans Göppinger entwickelte Methode der idealtypisch-vergleichenden Einzelfallanalyse (MIVEA). Die MIVEA stellt ein idiographisches (d. h. einzelfallbezogenes) Pendant zu herkömmlichen statistisch-aktuarischen Risikoprognoseverfahren dar und stärkt dabei die Stellung der Spezialprävention im Strafverfahren, Strafvollzug und in der forensischen Nachsorge erheblich.
Mit dem plötzlichen Tod von Michael Bock im Jahr 2021 hat es sich die IAK und damit eine interdisziplinäre universitäre Zusammenarbeit zwischen der Universität Mainz und der Universität Graz nun zur Aufgabe gemacht, dieses Erbe weiterzutragen und zu entwickeln. Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurde daher ein dreistufiger Ausbildungsplan beschlossen, der aus einem Seminarprogramm Kriminalprognose individuell, das eine Einführung in das idiographische Arbeiten und die damit einhergehende Forschungshaltung darstellt, einem Grundkurs, in dem die Methode theoretisch erschlossen wird und einem Aufbaukurs, der sich mit der Implementation der Methode in die jeweilige Praxis auseinandersetzt, besteht. Ein weiterer Fokus lag auf der Verbesserung der Praxistauglichkeit und Effizienz der Durchführung der Methode im Arbeitsalltag der Anwendungsgruppen.
Durch die Festigung der Zusammenarbeit zwischen den beiden universitären Zentren im Rahmen der Arbeitsgruppe und die generationenübergreifende Motivation zur Weiterentwicklung und -verbreitung der Methode ist ein wichtiger Grundstein für die Angewandte Kriminologie und damit jener einer spezialpräventiven Initiative für das Strafjustizsystem nunmehr gelegt.